Dipl.-Ing. Roger Steen

IT Consulting, Softwareentwicklung, Business Coaching und Fotografie


HDR-FOTOGRAFIE

Die meisten digitalen Bilder verwenden nur 256 Helligkeitsstufen für jeden der Farbkanäle (Rot, Grün und Blau). Diese Farbtiefe reicht oftmals nicht aus, um die in natürlichen Szenen vorkommenden Helligkeitsunterschiede wiederzugeben. Dies führt dazu, dass insbesondere Details in hellen und dunklen Bereichen gesättigt erscheinen.

Ein High Dynamic Range Image oder HDR-Bild ist eine Rastergrafik, die große Helligkeitsunterschiede detailreich wiedergibt. Beim HDR-Bild werden Bilddateien mit einem Dynamikumfang erzeugt, der die in der Natur vorkommenden Helligkeiten in ihrer Gesamtheit besser erfassen kann.

Grundlagen

Alles, was in einem Foto zwischen dem hellsten und dem dunkelsten Bereich liegt, wird Kontrastumfang genannt und die Helligkeitsunterschiede, die eine Kamera aufnehmen kann, sind der Dynamikumfang.

Je nach Lichtsituation kann man ein Fotomotiv vorfinden, bei dem es einen Kontrastumfang von ca. 20-25 Blendenstufen gibt.
Unser Auge passt sich immer an die Lichtsituation an und verändert den Dynamikumfang entsprechend. Aber es kann sich nicht immer komplett an den Kontrastumfang einer Situation anpassen. Unser Auge hat zwischen 14-20 Blendenstufen.
Der Bildsensor der Kamera verarbeitet die Bildinformationen und hat in der Regel einen Dynamikumfang von 8-14 Blendenstufen.

Belichtungsreihen erstellen

Um den Dynamikumfang zu erhöhen, verwendet man ein Stativ und macht mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungen. Fokus, Blende und ISO-Wert sowie der Bildausschnitt sollten nicht verändert werden. Also wird nur die Belichtungszeit variiert. Das funktioniert aber nicht mit bewegten Motiven. Die Fotos sollten im RAW-Format erstellt werden, da es im Gegensatz zum JPG-Format einen viel höheren Dynamikumfang wiedergeben kann.

Die Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungen kann man in Form einer automatischen Belichtungsreihe oder manuell mit gezielten Einzelbelichtungen machen. Hinterher führt man die einzelnen Bilder am Computer zu einem Gesamtbild zusammen. Das nennt sich HDR (High Dynamic Range) und der eigentliche Prozess der Dynamikerhöhung wird als DRI (Dynamic Range Increasement) bezeichnet.

Für Belichtungsreihen nutze ich bei meiner NIKON D780 die BKT-Taste. Die Belichtungskorrektur steht auf 0 LW, der Modus auf A (Zeitautomatik), Belichtungsmessung = Matrixmessung. Die Belichtungsreihe verändert die Belichtungszeit, ISO und Blende werden nicht verändert. Dann aktiviere ich den Selbstauslöser mit einer recht kurzen Vorlaufzeit. Wenn der Selbstauslöser in Verbindung mit einer Belichtungsreihe genutzt wird, dann wird mit einer Auslösung die gesamte Belichtungsreihe automatisch aufgenommen.

Im Liveview mit eingeschalteter Belichtungsvorschau kann ich mir das Histogramm anzeigen lassen. Dann kann ich mit Hilfe der Belichtungskorrektur, die von -5 bis +5 LW geht, ausprobieren, welche Kontrastumfang mein Motiv hat. Wenn ich keine Belichtungsreihe nutzen will, dann mache ich Einzelbilder mit entsprechender Belichtungskorrektur.

Eine Belichtungsreihe aus 9 Einzelbilder mit einem Unterschied von 1 LW. Jeweils das unbearbeitete Foto und das dazugehörige Histogramm.

Bild 1   -4 LW
 

Bild 2
   -3 LW
 

Bild 3
   -2 LW
 

Bild 4
   -1 LW
 

Bild 5
   0 LW
 

Bild 6
   +1 LW
 

Bild 7
   +2 LW
 

Bild 8
   +3 LW
 

Bild 9
   +4 LW
 

Belichtungsreihen zusammensetzen

Ich nutze Lightroom Classic zum Bearbeiten meiner Bilder. Lightroom bietet eine Funktion, um HDR-, Panorama- und HDR-Panorama-Aufnahmen zusammenzusetzen.

Im Bibliotheksmodus wähle ich von der Belichtungsreihe die Bilder aus, die ich zusammensetzen möchte. Dann rechte Maustaste -> Zusammenfügen von Fotos -> HDR...

Es erscheint ein Dialog und die drei Bilder werden zu einem HDR-Bild zusammengefügt.

Hier das Ergebnis, wenn ich alle 9 Bilder der Belichtungsreihe zusammensetzte

Und hier das Ergebnis, wenn ich nur die Bilder 1, 5 und 9 zusammensetzte

Auf den ersten Blick erst einmal keine großen Unterschiede. Das heißt, man muss gar nicht die komplette Belichtungsreihe machen, sondern in den meisten Fällen reichen drei Bilder mit zum Beispiel -4, 0 und +4 LW oder -3, 0 und +3 LW.

Entscheidend ist, dass in einem Bild hellen Bereiche nicht ausgebrannt, in einem Bild die dunklen Bereiche gut durch belichtet und im dritten Bild die mittleren Bereiche gut ausgeprägt sind.

Aber es gibt bestimmt Situationen, wo das nicht reicht und mehr als drei Aufnahmen notwendig sind. Das wäre dann der Fall, wenn der Kontrastumfang des Motivs zu hoch ist.

Unterschied HDR zu Einzelbild

Das erste Bild ist ein HDR aus 3 Einzelbildern und das zweite Bild ist Bild 7 aus der Belichtungsreihe. Man sieht den Unterschied zwischen HDR und Einzelbild in erster Linie bei den Lampen der beiden großer Laternen und beim rechten vorderen Tannenbaum.

Beide Bilder können zum Vergrößern angeklickt werden.

Ich habe die beiden Bilder nur minimal bearbeitet.

 

Anmerkungen

Nicht alle Bilder profitieren von einer Erhöhung des Dynamikumfangs. Das Ziel muss sein, den Blick des Betrachters zu lenken - also durch dunkle und helle Partien oder durch Unschärfe, Licht, Isolation, Symmetrie und Bildaufbau.

Es gilt, ein Fingerspitzengefühl für den richtigen Einsatz der HDR-Fotografie zu entwickeln. Aber das kann man nur, wenn man die Technik beherrscht, es ausprobiert und die fertigen Bilder kritisch betrachtet.

Oder man setzt die HDR-Fotografie als Kunstform ein und arbeitet ganz bewusst mit der Verfremdung der Bilder durch den Prozess der Dynamikerhöhung.

Andere interessante Aufnahmetechniken

Bei anderen Aufnahmetechniken nutzt man dagegen nur sehr wenige Blendenstufen: Eine High-Key Aufnahme hat einen Dynamikbereich, der sich in den hellen Bereichen abspielt und eine Low-Key Aufnahme einen Dynamikbereich, der sich in den dunklen Bereichen abspielt.

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