Dipl.-Ing. Roger Steen

IT Consulting, Softwareentwicklung, Business Coaching und Fotografie


PRAXISTEST NIKON Z6 UND 24-70/4 S

Vielen Dank an Ralf Maurer von Foto Schattke in Buxtehude für Leihgabe der Nikon Z6.

Testequipment

Ich habe die Nikon Z6 zusammen mit dem NIKKOR Z 24-70/4S und meinem eigenen AF-S NIKKOR 70-200 1:2.8 GII ED getestet. Als Vergleichskamera habe ich meine eigene Nikon D750 mit dem AF-S NIKKOR 70-200 1:2.8 GII ED verwendet.

Vorbemerkung

Ich habe ein Sofakonzert auf Deck 2 genutzt, um die Nikon Z6 zu testen. Ich fotografiere seit ca. drei Jahren verschiedene Arten von Events an verschiedenen Veranstaltungsorten. In der Regel habe ich keine sehr gut ausgeleuchtete Bühne und muss mit dem vorhandenen Licht klarkommen. Ich verwende mit der Nikon D750 nur das 24-70 f2.8 und das 70-200 f2.8 und habe die ISO-Werte sehr hoch eingestellt. Beide Optiken nutze ich in Offenblende und verwende keinen Blitz. Da bei den Sofakonzerten die gemütliche Atmosphäre im Vordergrund steht und die Bühne nicht ausgeleuchtet wird, sind diese Konzerte eine zusätzliche Herausforderung – mein Ziel sind stimmungsvolle Bilder.

Kamera-Einstellungen

Nikon Z6

  • Mode A
  • Matrixmessung
  • Blende 4 und 5 (24-70)
    und 2.8, 3.5, 4.0 (70-200)
  • ISO Automatik, 200 … 51200, längste Belichtungszeit erst 1/100, später 1/320
  • AF-C mit Schärfepriorität
  • Einzelmessfeldsteuerung und automatische Messfeldsteuerung mit Gesichtserkennung
  • Kein AF-Hilfslicht
  • RAW-14bit, verlustfrei komprimiert
   

Nikon D750

  • Mode A
  • Matrixmessung
  • Blende 2.8 (70-200)
     
  • ISO 12800
     
  • AF-C mit Schärfepriorität
  • Einzelmessfeldsteuerung (überwiegend wurden die 15 Kreuzsensoren genutzt)
  • Kein AF-Hilfslicht
  • RAW 14-bit, verlustfrei komprimiert

Bearbeitung der Bilder

Alle Bilder wurden in Adobe Lightroom Classic CC 8.1 mit Camera Raw 11.1 (neueste Version mit Z6 Support) importiert und bearbeitet.

Der Veranstaltungsort

Nikon Z6, Panorama aus 3 Bildern, ISO 8000, f 4.0, 1/100 sec, moderat bearbeitet

Einstellungen zum Bild in Lightroom

Es wurde der AutomatikModus von Lightroom genutzt und die Belichtung und Sättigung wurden nachkorrigiert.

   

Alle Werte in diesem Dialog wurden beim Import durch Lightroom gesetzt.

   

Der Praxistest

Während dem ersten Teil des Konzertes habe ich nur mit der Nikon Z6 und den beiden Objektiven fotografiert. Beim zweiten Teil hatte ich beide Kameras im Einsatz. An der Nikon Z6 hatte ich das 24-70 f2.8 und an der Nikon D750 das 70-200 f2.8.

Ich habe bei diesem Test ganz bewusst mein eingeübtes und bewehrtes Handling der Nikon D750 auf die Nikon Z6 versucht zu übertragen. Einerseits wollte ich die neue Kamera testen und andererseits sollten auch verwertbare Bilder entstehen.
Ich habe bei der Nikon Z6 bestimmt nicht alles optimal konfiguriert. Auch bei der Nikon D750 habe ich lange probiert, bis ich die für mich optimalen Einstellungen gefunden habe.
Ich fotografiere mich zu Beginn der Veranstaltung ein und muss dann nur noch wenig nachjustieren.

Da ich seit Jahren mit Spiegelreflexkameras fotografiere, habe ich mich an das Fotografieren mit dem Sucher gewöhnt. Meine normale Arbeitsweise habe ich bei der Nikon Z6 nicht hinbekommen: Mit meiner Nikon D750 fotografiere ich nur über den Sucher, nehme nach dem Auslösen kurz die Kamera vom Auge und kontrolliere die Bilder über den Monitor auf der Rückseite.
Diesen Modus (Livebild im Sucher und Kontrolle via Monitor) konnte ich bei der Nikon Z6 so nicht einstellen oder habe die Einstellung nicht gefunden. Ich vermute, dass die Erkennungsautomatik "Auge am Sucher" was damit zu tun hat.
Die Kontrolle der Bilder im Suchermonitor wäre stattdessen möglich gewesen, war für mich aber keine Option, da ich dann nach der Aufnahme eines Bildes im Blindflug gewesen wäre – durch Antippen des Auslösers hätte ich wieder das Livebild im Sucher gesehen. Das Livebild im Sucher und die Kontrolle nach dem Auslösen im Sucher oder aber das Livebild im Monitor und die Kontrolle nach dem Auslösen im Monitor funktioniert bei der Nikon Z6.

Das Bild im Suchermonitor ist recht hell (kann individuell eingestellt werden), kann vergrößert werden und erleichtert damit das Einstellen. Im Vergrößerungsmodus wird das Bild etwas träge. Ich habe den Vergrößerungsmodus öfters genutzt, um das Gesicht des Künstlers besser zu sehen.

Ich denke, man sollte den Suchermonitor so einstellen, dass man beim Preview eine recht realistische Darstellung des aufgenommenen Bildes bekommt. Wenn man nach dem Auslösen gleich den Auslöser antippt, dann hat man auch nicht das Problem des Blindfluges und hat aber auch die Option, das aufgenommene Bild zu kontrollieren. Aber das wäre ein Handling, das man neu einüben müsste.

Ich fotografiere mit meiner Nikon D750 im AF-C-Mode (kontinuierlicher AF) mit einem Messfeld. Genau so habe ich mir auch die Nikon Z6 eingestellt. Bei der Kamera bekommt man im AF-C-Mode leider keine Rückmeldung via Farbwechsel von Rot auf Grün, das scharf gestellt ist. Dies funktioniert nur im AF-S-Mode. Das war erst einmal sehr irritierend. Manchmal hatte ich auch das Gefühl, dass die Kamera bei schlecht ausgeleuchteten Bereichen auf der Bühne Probleme hat, scharfzustellen. Es ist mir aber auch passiert, wenn ich auf das Gesicht des Künstlers fokussiert hatte. Ich habe auch mal die automatische Messfeldsteuerung mit Gesichtserkennung ausprobiert. Wenn nur eine oder ganz wenige Personen im Bild sind, dann funktioniert sie gut. Beim Chor sprang das Fokus-Messfeld immer hin und her.
Ich vermute, dass sich der Autofokus über den Sensor anders verhält als der bei einer Spiegelreflexkamera mit dem separaten Autofokussystem. Mit dem Ausprobieren der verschiedenen Möglichkeiten der Nikon Z6 findet man schnell die optimalen Einstellungen bei unterschiedlichen Lichtsituationen.

Geht die Nikon Z6 in den Standby-Modus, dann braucht sie ein paar Sekunden, bis man im Sucher ein Bild hat und wieder fotografieren kann. Dieses Verhalten hat mir ein paar Mal Probleme bereitet. Sie war nicht schnell genug einsatzbereit und die Szene war vorbei. Ich habe während eines Konzerts die Kamera nicht permanent am Auge. Ich beobachte, was passiert bzw. was passieren könnte und führe dann die Kamera zum Auge und kann sofort auslösen (Nikon D750).

Insgesamt finde ich die Nikon Z6 eine klasse Kamera mit einem sehr guten Vollformat-Sensor, der, soweit ich es beurteilen kann, ein geringes Rauschen hat. Mit Lightroom kann das Bildrauschen gut kompensiert werden. ISO 12800 ist gar kein Problem und auch bei ISO 51200 sind gute Bilder entstanden. Die ISO-Empfindlichkeit Hi 0.3 bis Hi 2 (entspricht ISO 204800) habe ich nicht genutzt.

Der elektronische Sucher bedarf einer Umstellung beim Fotografieren und bietet dann viele Möglichkeiten. Lupenfunktion beim Scharfstellen und Preview des aufgenommenen Bildes ohne die Kamera vom Auge zu nehmen.

Sehr positiv überrascht war ich über das kaum hörbare Auslösegeräusch (nur der Verschlussvorhang). Den Silent-Modus mit elektronischem Verschluss habe ich nicht genutzt.

Die Nikon Z6 hat kein aufklappbares Blitzgerät mehr. Ich habe es nicht vermisst, da ich mein SB-900 immer dabei habe, es aber nur nach dem Konzert für die Abschlussfotos nutze. Wie es im alltäglichen sein wird, kann ich nicht abschätzen. Es hat bei mir die eine oder andere Situation gegeben, wo ich froh war, das meine Nikon D750 einen Blitz hat. Aber ein SB-400 passt in jede Tasche.

Letztendlich habe ich aus Mangel an Zeit gar nicht alles ausprobieren können. Die Landschaftsfotografie und das Fotografieren bei Tageslicht mit viel und wenig Sonne habe ich nicht ausprobiert.

Bilder mit der Nikon Z6

Eine kleine Auswahl der Bilder mit verschiedenen ISO-Werten. Die Bilder sind nur sehr moderat bearbeitet worden.

Mit ISO 51200

Mit ISO 32000

Mit ISO 14400

Mit ISO 7200

Mit ISO 4000

Testbilder

Ich habe mit der Nikon Z6 und dem AF-S Micro NIKKOR 60mm 1:2.8 G ED einige Macroaufnahmen mit Stativ bei Glühlampenlicht gemacht. Bei der Bildreihe habe ich nur den ISO-Wert geändert. Hier sind die Testbilder (RAW nach Lightroom importiert, Bildausschnitt geändert, keine weitere Bearbeitung und als JPG 100% exportiert)

NikonZ6_60mm_f8_ISO200.jpg und als original RAW
NikonZ6_60mm_f8_ISO2000.jpg und als original RAW
NikonZ6_60mm_f8_ISO12800.jpg und als original RAW
NikonZ6_60mm_f8_ISO51200.jpg und als original RAW

Schlussbemerkungen

Da ich größere Hände habe, ist mir persönlich das Gehäuse der Nikon Z6 zu klein und teilweise war es schwierig, die Bedienelemente auf der rechten Seite der Rückwand mit dem Daumen zu erreichen.

Sehr schade finde ich, dass die Nikon Z6 keine SD-Speicherkarten unterstützt. Stattdessen eine XQD-Karte. Diese Karten sind noch sehr teuer und alle meine Kartenleser unterstützen keine XQD-Karten. So war ich auf eine USB-Verbindung angewiesen, die bei meinem Rechner mit Windows 10 Pro Version 1803 zuerst beim Transfer von sehr vielen RAW-Bildern nicht stabil funktionierte.

Würde ich mir die Kamera kaufen? Ja, würde ich.
Ich kann meine vorhandenen Optiken mit dem Adapter weiter nutzen. Es sieht dann vom Design nicht gut aus, funktioniert aber super. Die vielen Möglichkeiten und neuen Funktionen des elektronischen Suchers sind sehr gut, aber ich schätze auch einen optischen Sucher, der seine Vorteile hat.

Als Neueinsteiger wäre mir das Angebot der Nikon-Z-Objektive noch zu gering.
Meine Standardobjektive auf Reisen sind 16-35 f4, 24-120 f4 und 70-300 f4.5-5.6.
Bei der Eventfotografie nutze ich nur 24-70 f2.8 und 70-200 f2.8.

Ich würde mir aber wünschen, dass das Kameragehäuse der Nikon Z6 in Zukunft etwas größer wird und ein zweites Kartenslot für eine SD-Karte wäre schön. Warum nicht so wie bei der Nikon D300s: CompactFlash und SD-Karte.

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